AllgemeinEcho

Neue Konzepte für unsere Altstadt

Ein Umdenken ist erforderlich

In der Nachkriegszeit wurden unsere Innenstädte gezielt zu Einzelhandelsversorgungszentren ausgebaut – das war gut so und brachte Leben auch in den Stadtkern Eschweges. Seit Jahren kämpfen nun aber Städte, die nicht gerade zu den urbanen Metropolen gehören, mit einem Rückgang des stationären Handels. Das eigentliche Einkaufen findet zunehmend – die Corona-Krise beschleunigt diesen Prozess weiter – im Internet statt. Eine deutliche Veränderung des Innenstadtlebens mit oft auch mittlerweile gravierenden Auswirkungen auf die Bausubstanz geht mit diesem Prozess einher, so auch in Eschwege: Der Ladenleerstand in der Innenstadt wächst, die Bausubstanz zerfällt zunehmend, problematische Nutzungsformen halten Einzug. An dieser tendenziellen Abwärtsbewegung scheinen auch die verschiedenen Förderprogramme von Bund, Land und auch mittlerweile der Stadt selbst zumindest nicht grundsätzlich etwas zu ändern. Soweit ist das Problem wohl bekannt, was muss nun getan werden?

Vor dem Hintergrund der sich verändernden Einzelhandelsstrukturen muss unsere historische Altstadt einem Strukturwandel unterzogen werden. Dies bedeutet einerseits, dass alle Anstrengungen unternommen werden müssen, den existenten Einzelhandel in guten Lagen zu halten und dort weiter zu konzentrieren sowie strukturell sinnvoll zu ergänzen und auch weiter zu fördern. Ausgangspunkt der Überlegungen zur Weiterentwicklung des Einzelhandels müssen die gerade in unserer Stadt vorhandenen guten Beispiele der Textil-, Sport-, Outdoor- , Schuh-, Buch- und Dekorationsbranche sein. Die Herausforderung für die Weiterentwicklung des stationären Handels in der Innenstadt liegt aber vor allem darin, dass der Einkauf wesentlich mehr als in der Vergangenheit zur Freizeitgestaltung geworden ist – Stadtplanung und Innstadtgestaltung und auch die Händler selbst müssen darauf eingehen.

Auch Zusatzangebote der Freizeitgestaltung können hierbei eine wesentliche Rolle spielen. Andererseits müssen Altstadtperipherielagen, Leerstände und klassische Altstadtwohnlagen einem Umbau zu zeitgemäßem, modernen Wohnraum – ggf. – auch barrierefrei – unterzogen werden. Luftbildaufnahmen zeigen eindrucksvoll welches Potential oft in Altstadtquartieren schlummert – Höfe, Gartenanlagen in den rückwärtigen Bereichen sorgen oft für eine ganz eigene Atmosphäre. Hervorragende Beispiele zur Zeitgemäßen Gestaltung alter Bausubstanz existieren mittlerweile zu Hauf – allerdings darf auch dann und wann vor Abriss nicht zurückgeschreckt werden.

Drittens sollten auch mehr Büroräume und neue Arbeitswelten künftig Einzug in unsere historische Altstadt nehmen – Stichwort Digitalisierung, Homeoffice und Co-Working. Aufgabe der Stadtplanung ist es gerade diese wachsenden Bedürfnisse in der Arbeitswelt als Chance für kleine Städte zu bergreifen und gezielt hier tätig zu werden.