AllgemeinEcho

Gute Zugverbindungen nach Süden sind unerlässlich

Der Fahrplanwechsel des NVV hat beim Bahnverkehr massive Verschlechterungen für Fahrgäste aus Eschwege und Umgebung gebracht. Dahinter stecken Angebotsverbesserungen auf den Strecken Kassel – Bad Hersfeld und Kassel – Göttingen. Der Mehrbedarf an Zügen auf diesen Strecken wird auf Kosten von Eschwege gedeckt. Am Haltpunkt Niederhone halten keine Züge mehr von und nach Bebra. 

Wer von Niederhone nach Bebra fahren will, muss erst zum Stadtbahnhof fahren, um dann in Gegenrichtung an Niederhone vorbei nach Bebra zu kommen. In der Gegenrichtung geht es genauso umständlich. Damit verlängert sich die Fahrzeit pro Strecke um 10 Minuten. Das umweltfreundliche Zugangebot zwischen Eschwege und Niederhone ist eine wichtige innerstädtische ÖPNV-Verbindung mit barrierefreiem Fahrrad-, Kinderwagen- und Rollstuhltransport. Jetzt ist sie vom NVV halbiert worden. 

Weggefallen sind auch die guten Verbindungen für Pendler und Urlaubsreisende in Richtung Fulda und Frankfurt/Main. In Bebra muss man 33 Minuten warten, um weiter nach Fulda fahren zu können. Das verlängert für Pendler pro Tag die Fahrzeit von Eschwege nach Fulda und zurück um mindestens 44 Minuten. Nach Frankfurt/Main Hbf benötigt man jetzt mindestens 3 Stunden, teilweise sogar 4 Stunden! Die RegionalExpress-Züge früh morgens nach Fulda/Frankfurt sind in Bebra für Pendler aus dem Werra-Meißner-Kreis nicht mehr erreichbar. Damit hat die Bahn auf diesen Verbindungen die Konkurrenzfähigkeit zum Auto verloren. 

Fahrgäste aus dem Werra-Meißner-Kreis sind von Osthessen und Südhessen abgehängt worden. Wesentlich verschlechtert haben sich auch die Verbindungen nach Eisenach. Die Umsteigezeit in Bebra beträgt jetzt 38 Minuten. Damit verlängert sich die Fahrzeit auf 1 Stunde 41 Minuten. Weder in Eisenach noch in Bad Hersfeld werden mit attraktiven Fahrzeiten Anschlüsse an ICE-Verbindungen nach Osten oder Süden erreicht. Die massive Verschlechterung der Zugverbindungen von und nach Eschwege ist nicht hinnehmbar. 

Unsere Stadt ist auf gute Bahnverbindungen in alle Richtungen angewiesen, um ihren Lagevorteil in der Mitte Deutschlands auch nutzen zu können. Für viele Reisende von und nach Eschwege und in andere Orte des Werra-Meißner-Kreises bedeutet der Fahrplanwechsel jedoch, wieder auf das Auto umsteigen zu müssen, weil es kein attrraktives Bahnangebot nach Süden und Osten gibt. Eine gute Bahnanbindung an Göttingen und Kassel genügt dem selbstgestellten Anspruch auf eine Verkehrswende für Nordhessen nicht. Die SPD Eschwege hat seinerzeit zusammen mit unserem damaligen Bürgermeister Jürgen Zick (SPD) lange und gegen viele Widerstände für die Wiedererrichtung der Bahnstrecke zum Stadtbahnhof Eschwege gekämpft und sie schließlich durchgesetzt. 

Unser Stadtbahnhof ist inzwischen als bester kleiner Bahnhof Deutschlands ausgezeichnet worden, weil er eine optimale Verknüpfung zwischen Zug, Bus und Individualverkehr bietet. Trotz dieser hervorragenden Infrastruktur ist zu befürchten, dass sich durch die jetzige Fahrplangestaltung viele Fahrgäste wieder dauerhaft von der umweltfreundlichen Bahn abwenden und lieber wieder ihren Privat-PKW benutzen werden. Die Wiedereröffnung der Bahnstrecke zum Stadtbahnhof in Eschwege wird damit entwertet. Daher wird sich die SPD Eschwege auf allen Ebenen dafür einsetzen, dass das Fahrplanangebot schnellstmöglich verbessert wird. Wir stehen und kämpfen für eine Verkehrswende, die ihren Namen auch verdient. Dazu gehören mindestens stündlich schnelle Zugverbindungen auch nach Fulda, Frankfurt/Main und Eisenach. Auf die bevorstehenden Verschlechterungen hatte die SPD im Ausschuss für Bauen und Umwelt bereits vor Monaten hingewiesen. Das war zu einem Zeitpunkt, als noch Verbesserungsvorschläge an den NVV gerichtet werden konnten. Leider wurden diese Hinweise vom derzeitigen Bürgermeister offensichtlich nicht aufgenommen. In den städtischen Gremien ist jedenfalls nichts darüber bekannt geworden, dass sich die Stadt Eschwege im Interesse ihrer Einwohner für die notwendigen Fahrplanverbesserungen eingesetzt hätte.